Rosige Aussichten


Jugend-Nationalspieler Julian Hoyer wechselt zum Volleyball-Bundesstützpunkt nach Berlin – und freut sich über zehn Wochen Ferien

Der Tag der Zeugnisausgabe am Mittwoch war für Julian Hoyer ein „trauriger Tag“ – und das nicht etwa wegen seiner Zensuren oder gar einer Nichtversetzung. Traurig war es für ihn deshalb, weil er verabschiedet wurde

 

Der 15-jährige Volleyball-Nationalspieler verlässt die Sportbetonte Schule an der Ronzelenstraße und zieht zum kommenden Schuljahr in ein Sportinternat in Berlin. „Viele meiner Mitschüler habe ich jetzt wohl für lange Zeit zum letzten Mal gesehen“, sagt Julian Hoyer. Und der Gedanke daran habe ihn schon bewegt.

 

Es gibt aber auch Gedanken, die ihm derzeit Freude bereiten und für gute Laune sorgen. Da wäre zunächst einmal das Ferienende in Berlin. Dort nämlich startet das neue Schuljahr erst am 4. September. „Ich habe jetzt also zehn Wochen Sommerferien“, sagt Julian Hoyer und kann sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen. Viel freie Zeit also, Zeit, die er oft und gerne auch mit seinem Hobby ausfüllen wird. So wie an diesem Wochenende, wo er in Hannover ein Beachvolleyballturnier bestreitet.

 

Seit der vierten Klasse spielt Julian Hoyer Volleyball, und er hat seither eine rasante Entwicklung genommen. Über die Bremer Auswahl schaffte er den Sprung in den Landeskader des Nordwestdeutschen Volleyball-Verbandes (NWVV), mit dem er im vergangenen Herbst sogar den Bundespokal Nord gewann. Bei seinem Heimatverein Bremen 1860 war er als Außenangreifer in der Oberligamannschaft bereits eine feste Größe und kam zuletzt auch in der Erstvertretung, die den Drittligaaufstieg gefeiert hat, zu Einsätzen. Und seit November letzten Jahres gehört Julian Hoyer nun auch zum Kader der Jugendnationalmannschaft des DVV.

 

„Es war eine spannende Woche“, sagt Julian Hoyer über die entscheidende Sichtungsmaßnahme in Kienbaum. So richtig spannend wurde es für ihn und seine Eltern Li und Klaus Hoyer aber erst danach. Der VC Olympia Berlin, Bundesstützpunkt des Deutschen Volleyball-Verbandes, zeigte Interesse an dem veranlagten Nachwuchsspieler aus Bremen und legte ihm einen Wechsel nahe. Im Januar schließlich reiste Julian Hoyer für drei Probetage nach Berlin. Er schaute sich das Sportinternat an, nahm am Unterricht und auch am Training teil. Seine gesammelten Eindrücke waren allesamt positiv. Einziges Problem: An der Schule wird kein Spanisch unterrichtet. Doch auch diese Hürde ist genommen. Julian Hoyer erhält in der anstehenden zehnten Jahrgangsstufe dafür eigens einen Privatlehrer; sein sprachliches Profil muss er mit Blick auf das angestrebte Abitur also nicht ändern.

 

Ende August wird sich der Bremer nun also auf den Weg in die Bundeshauptstadt machen und ins Internat einziehen. Mit wem er sich dort das Doppelzimmer teilen wird, weiß Julian Hoyer noch nicht. Klar ist aber, dass er dort mit Benedikt Gerken (TV Baden) und Filip John (FC Schüttorf) auf zwei bekannte Gesichter treffen wird. Mit beiden hat Hoyer in der NWVV-Auswahl zusammengespielt, mit Benedikt Gerken zuletzt auch im Oberligateam von Bremen 1860. Und beide wechseln nun ebenfalls zum VC Olympia nach Berlin. „Das macht mir den Start dort bestimmt etwas leichter“, sagt Julian Hoyer. Da er für den VCO mit dem 2001er-Jahrgang in der Regionalliga am Punktspielbetrieb teilnimmt, wird er auch regelmäßig an den Wochenenden eingebunden sein und nur selten mal nach Hause fahren können. Somit ist es durchaus hilfreich, bereits erste private Kontakte zu haben.

 

Julian Hoyer hat sich all das gründlich überlegt – und sich dann ganz bewusst für Berlin entschieden. Für die besseren Rahmenbedingungen und für die intensive Förderung. Denn der 15-Jährige hat einen Traum: Er will A-Nationalspieler werden oder später mal zu einem der deutschen Top-Teams im Beachbereich gehören. Ob Halle oder Sand, darauf hat er sich noch nicht festgelegt, Spaß bereitet ihm beides. Und beim VC Olympia, das hat der 1,93 Meter große Außenangreifer in Erfahrung gebracht, werden die Talente gleichermaßen ausgebildet. Ein Gedanke, der ihm ebenfalls Freude bereitet.

 

Zeitungsartikel vom 25.06.2017 aus dem Weser Kurier von Frank Büter